Unser Gesundheitsblog

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Demenz –

Wenn Vergesslichkeit

zum Alltag wird

Gesundheitsblog September 2020

Demenz –

Wenn Vergesslichkeit zum Alltag wird

 

Demenz ist der Oberbegriff für eine Reihe an Erkrankungen unterschiedlichen Verlaufs, die zum Verlust der geistigen Fähigkeiten durch ein Absterben von Nervenzellen im Gehirn führen. In Deutschland sind weit über eine Million Menschen von der langsam fortschreitenden Gehirnerkrankung betroffen, vor allem ältere Menschen ab dem 65. Lebensjahr. Neben einer Verschlechterung der Gedächtnisleistung und des Denkvermögens kann es dabei auch zu einer Einschränkung der Sprach- und praktischer Alltagsfähigkeiten kommen. Oft stellt sich verständlicher Weise große Angst, Unsicherheit und sogar Scham bei Betroffenen ein, wenn sich fortschreitender Gedächtnisverlust bemerkbar macht. Erste Anzeichen sollten aber unbedingt ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. Denn eine frühzeitige Diagnose hilft, den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen, eine sinnvolle, gut durchdachte Therapie und bei Bedarf Pflege einzuleiten.

Formen der Demenz, Verlauf und Symptome

Die Alzheimer-Demenz ist die bekannteste und auch die häufigste Form der Demenz. Weit über die Hälfte aller Demenzkranken sind von dieser chronischen und unheilbaren Form betroffen. Der Grund für das Absterben der Nervenzellen im Gehirn ist bislang nicht geklärt. Es beginnt schleichend und macht sich im frühen Stadium durch eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses bemerkbar: Die Betroffenen verlegen ihre Brille, haben Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen, oder durchforsten ihr Gehirn ergebnislos nach bestimmten Wörtern oder Namen. Im Laufe der Zeit nehmen die Einschränkungen der Gedächtnisleistung zu und betreffen im mittleren Stadium auch das Langzeitgedächtnis. Mehr und mehr verblassen Erinnerungen aus alten Tagen. Darüber hinaus lassen das Denkvermögen, der Orientierungssinn und auch das Sprechvermögen nach. Die Erkrankten sind bei den Tätigkeiten des Alltags wie Einkaufen, Kochen und Körperpflege zunehmend auf fremde Hilfe angewiesen. Weiterhin sind Verhaltens- bzw. Persönlichkeitsveränderungen charakteristisch, die sich durch bis dahin unbekannte Aggressivität, unbegründete Angstzustände oder plötzlich auftretende, ausgeprägte Stimmungsschwankungen bemerkbar machen können. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es schließlich zu einem vollständigen Verlust der geistigen Fähigkeiten, die teilweise mit totalem Sprachverlust und oft mit starken körperlichen Einschränkungen einhergehen. Die Betroffenen sind in jeder Hinsicht auf Pflege angewiesen.

Die zweithäufigste Form ist die sogenannte vaskuläre Demenz. Dabei verursachen Durchblutungsstörungen im Gehirn wiederholt kleine Infarkte, die je nach Ausmaß zu umfassenden Schädigungen der Gehirnzellen und vergleichbaren Symptomen wie bei der Alzheimer-Demenz führen können. Die vaskuläre Demenz kann ebenfalls schleichend beginnen, beide Formen sind dann nur schwer voneinander zu unterscheiden. Sie kann aber auch plötzlich – zum Beispiel durch einen Schlaganfall – ausgelöst werden. Große Unterschiede gibt es im Krankheitsverlauf: Während die Alzheimer-Demenz stetig voranschreitet, ist für die vaskuläre Demenz ein schubweiser Verlauf typisch, der lange Phasen ohne Veränderungen des Gesundheitszustandes beinhalten kann. Anders als bei der Alzheimer-Demenz sind sogar zwischenzeitlich leichte Verbesserungen oder ein Enden des Verlaufs in einem bestimmten Stadium möglich. Beide Demenzerkrankungen können auch in Kombination als Mischform auftreten.

Über die Alzheimer- und die vaskuläre Demenz hinaus, sind weitere, seltener vorkommende Formen bekannt, unter anderem:

  • Frontotemporale Demenz: Hier beginnt der Krankheitsverlauf mit einem Absterben der Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich, was sich bereits im frühen Stadium durch eine Veränderung der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens äußern kann.
  • Lewy-Körperchen-Demenz, die eine hohe Verwandtschaft zur Alzheimer-Demenz aufweist.
  • Parkinson-Demenz: Das Risiko für Parkinson-Patienten, zusätzlich an einer Demenz zu erkranken, ist deutlich höher als das gesunder Menschen und steigt mit der Dauer der Erkrankung und zunehmendem Lebensalter.

Von diesen sogenannten primären Formen der Demenz sind solche sekundärer Form zu unterscheiden. Dabei handelt es sich um Demenzerkrankungen, die beispielsweise die Folge der Wirkung spezieller Medikamente wie Antidepressiva sein können. Auch Vitamin- oder Hormonmangel, Hirntumore oder Stoffwechselerkrankungen können eine sekundäre Demenz auslösen. Gelingt es, die Grunderkrankung erfolgreich zu therapieren, kann es ebenfalls zu einer vollständigen Rückbildung der Demenzerscheinungen kommen.

Risikofaktoren und Vorbeugung

Es gibt entscheidende Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz, auf die sich kein Einfluss nehmen lässt.

 

Dazu zählen:

  • Lebensalter: Zwar kommt eine Demenz in seltenen Fällen auch in jüngeren Jahren vor, in der Regel tritt sie jedoch ab einem Alter von 65 Jahren auf. Das Risiko steigt ab dann in 5-Jahresschritten massiv an.
  • Geschlecht: Frauen sind stärker demenzgefährdet als Männer, was zum einen auf die höhere Lebenserwartung von Frauen zurückzuführen ist, zum anderen auch hormonell bedingt sein kann.
  • Genetische Faktoren: Gerade bei der Alzheimer-Demenz spielt Vererbung eine Rolle.

Darüber hinaus sind beeinflussbare Faktoren zu berücksichtigen, die eine Demenz zwar nicht verursachen, das Risiko für eine Erkrankung aber erhöhen können. So zum Beispiel:

  • Vaskuläre, also die Blutgefäße betreffende, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Rauchen
  • Bewegungsmangel
  • Geringe geistige Betätigung und Sozialkontakte
  • Übermäßiger Alkoholkonsum

Ein gesunder, aktiver Lebensstil mit ausgewogener Ernährung (siehe Blogbeitrag 'Gesunde Ernährung') und regelmäßiger Bewegung kann deshalb dazu beitragen, das Demenzrisiko zu senken. Das gilt auch für ein stetiges Training der geistigen Fitness, zum Beispiel durch Kreuzworträtsel, Denksportaufgaben oder das Erlernen einer Sprache. Außerdem können Sozialkontakte helfen, einer Demenz vorzubeugen: Der regelmäßige Austausch mit Freunden, der Familie oder Kollegen hält geistig fit.

Wann zum Arzt?

Da insbesondere die Alzheimer-Demenz als häufigste Form schleichend beginnt, werden die Anzeichen oft nicht bemerkt oder als unkritisch und typische Alterserscheinung abgetan. Zwar ist Demenz in den meisten Fällen nicht heilbar, eine frühzeitige Diagnose ist dennoch wichtig, um den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Haben Sie deshalb keine Scheu einen Arzt aufzusuchen, sofern Sie Symptome bei sich bemerken, die für eine Demenz sprechen könnten. So zum Beispiel: leichte aber anhaltende oder fortschreitende Gedächtnisstörungen, zusätzlich Sprach-, Bewegungs-, oder Koordinationsstörungen und Beeinträchtigungen in der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.

In der modernen Medizin stehen verschiedene Untersuchungen und Tests zur Verfügung, mit denen sich eine Demenz relativ gut eingrenzen bzw. ausschließen lässt. Sofern eine Alzheimer-Demenz diagnostiziert wurde, können verschiedene Medikamente das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen. Darüber hinaus tragen nicht-medikamentöse Therapien entscheidend dazu dabei, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, ihnen den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern und auch Angehörige zu entlasten. So kann eine frühzeitige Verhaltenstherapie helfen, Angst- oder Depressionszustände zu bewältigen. Ergotherapie dient dazu die Fähigkeiten zu unterstützen, alltägliche Aufgaben möglichst lange eigenständig erledigen zu können. Physiotherapie wird eingesetzt, um körperliche Beschwerden zu lindern oder ihnen vorzubeugen, und Gedächtnistraining kann besonders in einem frühen Stadium der Krankheit das Fortschreiten des Verlustes der geistigen Fähigkeiten verzögern.

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